Wer nach Informationen zum Thema Fulfillment sucht, findet eine Vielzahl an Artikeln, die das Outsourcing der Logistik als kostensparend und rundum erstrebenswert darstellen. Doch es gibt neben einigen Vorteilen auch gravierende Nachteile, auf die dieser Artikel eingehen wird. Vorab aber nochmals, damit wir alle von der gleichen Thematik sprechen, eine Erklärung der wichtigsten Fachbegriffe.

Begriffserklärung: Was ist Fulfillment überhaupt?

Dropshipping und Fulfillment sind in aller Munde – doch was bedeuten die Begriffe überhaupt?

Fulfillment

Fulfillment ist die Summe aller Aktivitäten, die nach einem Bestellprozess von Kundenseite stattfinden. Dazu gehören beispielsweise Lagerhaltung, Kommissionierung, Verpackung und Versand.

Es gibt spezialisierte Logistik- bzw. Fulfillment-Dienstleister, die sich darauf spezialisiert haben, Handelsunternehmen diese Bereiche abzunehmen. Eine Kundenbestellung landet also direkt beim Dienstleister, der den Artikel aus dem Lager nimmt und nach den Wünschen des Händlers verpackt und versendet.

Dropshipping

Beim Dropshipping, auch Streckengeschäft genannt, kauft ein Einzelhändler Ware. Diese verbleibt aber beim Hersteller oder Großhändler. Bestellt ein Kunde, wird der Auftrag an das Unternehmen weitergeleitet, bei dem die Ware auf Lager liegt. Dieses kümmert sich dann um den Versand, oft wird als Versender der Einzelhändler angegeben und nicht der Großhändler oder Hersteller.

Konsignationsgeschäfte

Diese werden in diesem Zusammenhang zusammen mit Kommissionsgeschäften zum Beispiel wie Wikipedia genannt, sind in diesem Zusammenhang aber zu  vernachlässigen.

Ist das Outsourcen von Lager & Logistik sinnvoll?

Die Vorteile von Fulfillment

Fulfillment bietet vor allem einen ganz wesentlichen Vorteil: es spart dem Unternehmen oder auch dem Einzelkämpfer Zeit und Ressourcen.

Fulfillment bietet konkret

  • die Einsparung von Lagermitarbeitern für Tätigkeiten wie das Einlagern, Umlagern, Picken, Kommissionierung und Packen
  • die Einsparung von Lagerplatz
  • geringere Kapitalbindung, da die Ware nicht im Voraus beschafft werden muss, sondern erst im Fall von konkreten Bestellungen bezahlt wird

Ware und Verpackungsmaterial muss das Unternehmen natürlich schon bezahlen – und zusätzlich entsprechende Gebühren an den Fulfiller.

Die Nachteile von Fulfillment

Es gibt jedoch auch einige entscheidende Nachteile.

  • Verlust von Logistik-Kompetenz und Fachwissen
  • Fehlende Transparenz, ob alles richtig verschickt wird – vor allem, wenn der Dienstleister auch das Retourenwesen übernimmt
  • Angst vor Arbeitsplatzverlust der Logistik-Mitarbeiter im Unternehmen – schlechte Stimmung, ggf. schlechtes Betriebsklima
  • Abhängigkeit vom Logistiker –  es kann z.B. aufwändig und teuer sein, Verträge zu lösen -> damit Verlust von Flexibilität
  • Veränderter Leistungsumfang kann zu höheren Kosten führen
  • Es fallen Kosten für das Fulfillment an  – Margen sind geringer

Wichtige Kennzahlen für das Controlling

Wer einen Fulfillment-Dienstleister beauftragt, muss deswegen sichergehen, dass dort alles so gehandhabt wird, wie es gewünscht ist. Unternehmen brauchen also umfassende Statistiken, um alles im Blick zu behalten. Dazu gehören:

  • Lagerbestandsoptimierung durch Berichte wie Renner-Penner-Listen und Kennzahlen Lagerumschlagshäufigkeit pro Artikel
  • Bestimmung des Verlusts (Abschriftenquote), der beispielsweise durch verdorbene Ware (bei Mindesthaltbarkeitsdatum) oder bei liegengebliebener Saisonware auftreten kann
  • Bestimmung der Retourenquote und Transparenz über die Retourengründe (Warum wird Ware zurückgeschickt? Lässt sich hier etwas verbessern? Liegt es an mangelhaften Produktbeschreibungen, an technischen Problemen oder gar an Falschlieferungen durch den Fulfiller?)

Kosten für Fulfillment

Für das Outsourcing von Lagerdienstleistungen entstehen natürlich auch Kosten. Diese hängen von verschiedenen Faktoren ab.

  • Platzbedarf: wie groß sind die Artikel, wie viele sollen gelagert werden, wie aufwändig ist der Pick-Prozess? Müssen die Artikel z.B. einzeln kommissioniert werden? (Waschmaschine vs. Unterhose)
  • Soll der Dienstleister jeden Tag Pakete versenden?
    Wie schnell sollen eingehende Bestellungen versendet werden? Gibt es eine Deadline, dass bis zu einer bestimmten Uhrzeit eingehende Bestellungen noch am gleichen Tag versendet werden sollen?
  • Können als Versanddienstleiter die Vertragspartner des Fulfillers genutzt werden?
  • Wie werden die Kundenbestellungen an den Dienstleister übermittelt?
  • Wer soll das Retourenmanagement übernehmen?
    Wie hoch ist das Wareneingangsvolumen? Wie oft kommt neue Ware? Soll diese eingelagert oder auch gleich versendet werden
  • Sind Lieferungen an andere Dienstleister wie beispielsweise an das Amazon-eigene Fulfillment FBA vorgesehen?
  • Können Standardverpackungen genutzt werden?

Einer der bekanntesten Fulfillment-Dienstleister ist tatsächlich Amazon selbst. Dabei ist auch nicht zwingend nötig, dass die Pakete nur über Amazon vekauft werden. Der Handelsgigant berechnet bei seinem Fulfillment allerdings pro einzelnem Artikel eine Pick- und Packgebühr. Andere Dienstleister berechnen den Aufwand beim Picken und Packen pro Paket.

Fazit – Fulfillment ja oder nein

Ob Fulfillment oder Dropshipping Sinn macht, hängt von der jeweiligen Unternehmensform und dem Geschäftsmodell ab. Rein finanziell betrachtet, ist ein Fulfillment Dienstleister in der Regel günstiger als ein eigenes Lager. Dafür geben Unternehmen aber einen großen Teil ihres Kerngeschäfts aus der hand und verlieren ein Stück weit die Kontrolle über ihre Prozesse. Deswegen ist es wichtig, sicher zu stellen, dass der Dienstleister verlässlich ist – und finanziell gut aufgestellt. Der Aufwand für das Controlling ist jedenfalls nicht zu unterschätzen.

 

 

 

Fulfillment & Dropshipping – Logistik einfach outsourcen