Diagnose: Burnout. Nach einer Umfrage des Bundesverbands der Betriebskrankenkassen stieg von 2004 bis 2011 die Krankheitstage mit der Diagnose Burnout um das Achtzehnfache. Dies hat verschiedene Gründe. Dadurch, dass Burnout immer mehr in den Medien Beachtung findet, trauen sich immer mehr Menschen, wegen psychischen Problemen zum Arzt zu gehen. Beispiele prominenter Sportler wie Sven Hannawald, die offen mit ihrer Erkrankung umgegangen sind, haben dazu erheblich beigetragen.

Das Burnout-Syndrom wurde bereits in den 70er Jahren beschrieben. Richtig thematisiert wird es jedoch vor allem seit den 90er Jahren.

Burnout durch Vier-Stunden-Job?

Allerdings sind manche Fälle durchaus umstritten. Ein Beispiel: Eine alleinerziehende Mutter mit zwei kleinen Kindern arbeitet jeden Tag vier Stunden als Angestellte in der Verwaltung – bis sie schließlich für längere Zeit krankgeschrieben wird. Diagnose: Burnout. Beim Burnout handelt es sich um einen körperlichen und emotionalen Erschöpfungszustand, der durch beruflichen Stress hervorgerufen wird. Der Stress führt zu einer Überlastung, der nicht bewältigt werden kann.

Kann eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern und vier Stunden Arbeit als Angestellte am Tag nach der gängigen Burnout Definition Burnout haben? Dass es stressig ist, Beruf und Kinder zu vereinen, soll an dieser Stelle nicht angezweifelt werden. Doch war es in diesem Fall wirklich der Beruf, der in diesem Fall verantwortlich gemacht werden muss? Das Beispiel zeigt: die Diskussion um die Burnout Diagnose ist noch längst nicht abgeschlossen.

Der Unterschied von Burnout und Depression

Bei Burnout handelt es sich medizinische gesehen nicht um eine anerkannte Erkrankung, sondern um ein Problem bei der Lebensbewältigung. Viele Psychiater kritisieren deswegen den laxen Umgang mit der Diagnose Burnout. Natürlich ist es gut, dass Burnout etwas ist, über das offen gesprochen wird – und dass sich immer mehr Betroffene trauen, damit zum Arzt zu gehen. Auf der anderen Seite diagnostizieren Ärzte oft Burnout, ohne sich mit anderen psychischen Erkrankungen zu befassen – wie zum Beispiel einer versteckten Depression.

Burnout ist keine anerkannte Erkrankung

Burnout lässt sich vermeiden. Wenn Betroffene lernen, mit Stress umzugehen, sich selbst mal eine Pause zu gönnen und abzuschalten, verschwindet der Erschöpfungszustand. Eine Psychotherapie ist dabei in der Regel nicht notwendig – gängige Maßnahmen sind Verhaltenstraining und Beratungsgespräche, Entspannungsübungen oder Kommunikationstraining.

Dazu ist viel Zeit erforderlich, viel Geduld, viel Ruhe. Der Betroffene muss lernen, sich von seinem Beruf nicht zu sehr vereinnahmen zu lassen, auch mal kürzer zu treten, mehr auf die Bedürfnisse des Körpers zu hören als auf die Weisungen vom Chef oder selbstgemachtem Druck.

Eine Depression ist eine ernstzunehmende Erkrankung

Bei einer Depression ist es nicht damit getan, einfach mal auszuspannen. Bei mittelschweren bis schweren Depressionen sind eine Psychotherapie oder auch die Verschreibung von Antidepressiva wirksame Mittel. Durch eine falsche Behandlung kann sich die Depression sogar noch verschlimmern, da keinerlei Ablenkung mehr gegeben ist. Durch die Modediagnose Burnout werden viele Depressionen und andere psychischen Erkrankungen deswegen nicht mehr erkannt mit schwerwiegenden Folgen für die Betroffenen.

Weitere Informationen zu Burnout und Depressionen

 

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